Eine aufrechte Körperhaltung sieht gut aus. Eine aufrechte Körperhaltung tut der Wirbelsäule und den Bandscheiben gut. Doch auch für die Gesundheit des Beckenbodens ist die Haltung wichtig. Dies hängt mit den Bauchorganen zusammen.
Schenke deinen Organen den nötigen Platz
Stell dir deine Bauchorgane vor.
Deinen Darm, Leber, Gallenblase, Magen, Milz, Bauchspeicheldrüse, Nieren, Blase, Gebärmutter oder Prostata und wie diese in deinem Bauchraum liegen und mit Faszien strukturiert, umhüllt und fixiert sind. Das sogenannte Bauchfell kleidet den Bauchraum aus und die Bauch- und Rückenmuskeln bilden die Seitenwände, das Zwerchfell den oberen und der Beckenboden den unteren Abschluss. Dank dieser elastischen Umhüllung können wir uns frei bewegen.
Auch im Bauchraum drin findet Bewegung statt. Nicht nur die Darmbewegung und das Pulsieren unseres Herzens und der Arterien, sondern auch die Atembewegung, welche all unsere Organe mitbewegt. Bei jedem Einatmen senkt sich das Zwerchfell in Richtung Bauchraum ab, damit frische Luft in die Lunge einströmt. Diese Zwerchfellabsenkung führt zu einer Verlagerung der Bauchorgane nach unten in Richtung Beckenboden und auf alle Seiten des Rumpfes, sei dies in den Bauch, zur Taille oder in den Rücken.
Bei der Ausatmung schwingt das Zwerchfell wieder hoch in den Brustraum und lässt so den Atem ausströmen. Dabei bewegen sich auch die Bauchorgane wieder mit nach innen und oben.
Diese Organbewegung, ausgelöst durch die Atmung, ist für die Arbeitsweise und Gesundheit der Organe von Bedeutung. Erspüre diese und lege dir die Hände auf den Bauch und beobachte wie sich dein Bauch hebt und senkt inklusive deiner Bauchorgane.
Tag und Nacht werden die Organe hin und her geschaukelt. Zählen wir die Strecken der Organbewegungen zusammen, kann dies ein Weg von bis zu 300 Meter am Tag sein!
Doch Achtung: Die Atembewegung in den Bauchraum und dadurch die Organbewegung findet nur statt, wenn sich der Körper in einer längsgespannten Position befindet. Mach gleich den Selbsttest. Bring dich in eine krumme Position, so wie wir uns oft bei der Arbeit am Computer ertappen und beobachte deine Atembewegung. In krummer Haltung ist diese im Bauchraum fast nicht wahrnehmbar, da wir nur in den Brustkorb atmen können. Das heisst, deine Organe werden nicht geschaukelt.
Zudem werden deine Organe in krummer Haltung nach vorne und nach unten geschoben. Du siehst und spürst in krummer Haltung deutlich, wie der Bauch sich nach aussen wölbt.
Da die Organe zum grössten Teil aus Wasser bestehen, lassen sich diese bei Platzmangel nicht komprimieren. Deine Organe bleiben immer gleich gross. Deshalb werden sie in krummer Haltung auf Grund der Verkleinerung des Raums zwischen Brustkorb und Becken, gezwungen sich nach vorne und nach unten zu verlagern. Dies bewirkt eine Druckbelastung auf den Beckenboden und auch auf die Blase.
Wahrnehmungsübung:
Lege eine Hand auf dein Schambein und die andere Hand auf dein Brustbein und beachte den Abstand zwischen deinen Händen in längsgespannter Position und dann in krummer Haltung und wie sich dabei dein Bauch verändert.
Diese Distanz zwischen Brustbein und Schambein kannst du auch mit einem Messband messen. So wie die Distanz in der längsgespannten Haltung ist, so sollte sie auch bei allen länger andauernden Positionen, wie beim Autofahren, der Büroarbeit, beim Gehen oder Stehen sein. Auch auf dem Sofa, achte dich, dass der Abstand zwischen Brustbein und Schambein lang bleiben. Damit dir dies leicht fällt, helfen ein oder zwei Kissen im Kreuz.
Bei Problemen mit dem Beckenboden, der Blase und besonders auch bei Organsenkungen ist es von grösster Wichtigkeit den Organen Platz zu geben und dadurch Druck zu vermeiden. Deshalb sind eine längsgespannte Körperhaltung und der Fokus auf den Abstand zwischen Schambein und Brustbein von höchster Relevanz und ermöglichen die heilsame Organbewegung.
Kolumne für die Zeitschrift «STARK & VITAL» Frühling 2024 von Yvonne Keller.