
Wenn es Sie immer wieder im Intimbereich juckt und brennt und Sie eventuell auch häufig Blasenentzündung oder ähnliche Schmerzen haben, können dies Anzeichen einer Pilz- oder einer bakteriellen Infektion sein. Gehen die Beschwerden nach entsprechender (ärztlicher) Behandlung nicht weg oder kehren immer wieder zurück, ist es wichtig, dass Sie Ihren Arzt auf Lichen Sclerosus, resp. Vulvodynie ansprechen.
Lichen Sclerosus ist eine nicht ansteckende entzündliche Hautkrankheit des äusseren Genitalbereichs. Diese chronisch verlaufende Krankheit ist trotz grosser Verbreitung in der Öffentlichkeit und oftmals auch in der Ärzteschaft und bei Apothekern und Drogisten kaum bekannt.
Betroffen ist etwa jede 50. Frau, seltener auch Männer und Kinder. Die Dunkelziffer ist sehr hoch, nicht zuletzt, weil es sich auch um ein Tabuthema handelt.
Viele Betroffene leiden über Jahre vor sich hin, werden falsch behandelt, schämen sich, wegen den gleichen Beschwerden immer wieder zum Arzt zu gehen, oder wechseln mehrmals den Arzt, bis die Diagnose endlich steht. Dabei verstreicht wertvolle Zeit, die Degeneration des Hautgewebes schreitet, meist in Schüben, voran.
Oft wird die Krankheit aufgrund der Schmerzen im Intimbereich zur Belastungsprobe innerhalb einer Beziehung. Bei betroffenen Mädchen wird aufgrund der Beschwerden manchmal zu Unrecht vorschnell ein Missbrauch vermutet, dies stürzt ganze Familien in ein Drama.
Im Krankheitsverlauf bilden sich bei Frauen und Mädchen die kleinen Venuslippen zurück, die Vorhaut begräbt die Klitoris, der Vaginaleingang wird enger und reisst beim Geschlechtsverkehr oftmals ein. Im weit fortgeschrittenen Stadium sind die typischen Strukturen des weiblichen Genitals nicht mehr zu erkennen (visuelle Verklebung, Verschrumpfung, Verschmelzung). Mitunter haben nicht richtig behandelte Frauen ein erhöhtes Risiko in Bezug auf Vulvakrebs.
Bei Männern und Jungs steht neben der Symptomatik eine fortschreitende Vorhaut- und gegebenenfalls eine Harnröhrenverengung im Vordergrund.
In der Folge könnten bei beiden Geschlechtern Operationen zur Wiederherstellung der Funktionalität der Genitalien nötig werden.
Bei frühzeitiger Diagnose durch einen Lichen Sclerosus kundigen Arzt und bei adäquater Behandlung gemäss den aktuellen Europäischen Behandlungsleitlinien können Betroffene mit einer relativ einfachen Salbentherapie ein fast beschwerdefreies und normales Leben führen, Operationen können wahrscheinlich vermieden werden.
Eine Vulvodynie (= Chronic Pelvic Pain Syndrom) kann Lichen Sclerosus begleiten, oder auch alleine auftreten. Symptome sind diffuse Schmerzen im Intimbereich, häufig ohne sichtbare äusserliche Anzeichen.
Obwohl ich mit meiner Beckenboden Recovery Methode und früher mit BeBo Gesundheitstraining in den letzten 30 Jahren mit ein paar Tausend Frauen und Männern über diverse Schwierigkeiten unter der Gürtellinie gesprochen habe, wurde auch ich erst vor ein paar Jahren auf Lichen Sclerosus aufmerksam. Mit diesem Artikel ist es mir ein grosses Anliegen die Früherkennung zu fördern. Der Verein Lichen Sclerosus ist eine äusserst wertvolle Anlaufstelle.
Yvonne Keller
Lichen Sclerosus & Vulvodynie: Weit verbreitet – oft verkannt
Hier erhalten Sie Informationen und Hilfe:
Geschäftsstelle : office@lichensclerosus.ch / www.lichensclerosus.ch
Verein Lichen Sclerosus, Bleicheweg 6, CH – 5605 Dottikon