Stuhlinkontinenz

stuhlinkontinenz

Stuhlinkontinenz bezeichnet den ungewollten Abgang von Stuhl und die fehlende Fähigkeit, seinen Stuhlgang (Darmentleerung) oder Winde kontrolliert zurückzuhalten.

Viele Frauen aber auch Männer kennen dieses lästige Problem der Stuhlinkontinenz.

Vielleicht zeigt sich die Stuhlinkontinenz, dass wir unbemerkt braune Spuren in der Unterwäsche haben oder sogar mehr als nur Spuren. Oder der Drang für aufs WC ist so gross und akut, dass der Stuhlgang nicht zurückgehalten werden kann und sich in die Hose entleert.

Dies sind sehr unangenehme Situationen, welche beschämen und die Betroffenen hilflos und wütend über ihren Körper zurücklässt. Meist schweigen sie lange über ihr Problem.

Häufige Ursachen sind einerseits das Älterwerden, mit dem Einhergehen von schwächerem Bindegewebe und andererseits Verletzungen der Beckenbodenmuskulatur. Oft wird bei einer Geburt auch der Schliessmuskel des Anus verletzt. In jüngeren Jahren kann die Frau meist den Stuhlgang noch kontrollieren, doch mit dem Älterwerden, kann dies zu Stuhlinkontinenz führen.

Was tun?

  1. Den Darm erziehen, damit sich dieser regelmässig morgens entleert. Ich weiss, dies ist nicht immer einfach, doch wenn dies gelingt, ist die Gefahr einer Inkontinenz während des restlichen Tages viel kleiner. Dazu hilft, sich jeden Morgen genügend Zeit zu nehmen um in Ruhe aufs WC zu gehen. Hilfreich ist ein regelmässiges Morgenritual, wie nach dem Aufstehen ein grosses Glas warmes Wasser trinken, ein paar gymnastische Übungen mit tiefer Bauchatmung ausführen, einen Kaffee trinken (um den Darm anzuregen, den restlichen Tag vermeiden), Ballaststoffreich frühstücken (z.B. Haferflocken mit Früchten) und danach gemütlich aufs WC gehen.
  2. Die Konsistenz des Stuhls muss geformt und geschmeidig sein (d.h.ohne Rillen). Dies wird über die Ernährung erreicht. Am schwierigsten ist es, sehr weichen oder sogar flüssigen Stuhlgang zurückzuhalten. Dieser muss eingedickt werden, bis er geformt ist. Mit Ballaststoffen, Reis, Kartoffeln, Vollkornprodukten etc. kann dies gelingen. Oft helfen Quellmittel, wie Flohsamenschalen, Chia Samen, Metamucil und andere um die richtige Konsistenz des Stuhls zu erreichen. Das Quellmittel wird zusammen mit der Nahrung aufgenommen und quillt im Magen und Darm auf. Es bindet Wasser und führt in niedrigen Dosen zu weichem Stuhl und in höheren Dosen zur Stuhleindickung.
  3. Wäscheschutz. Mit einer Binde oder mit etwas Watte im Afterbereich können beim Gang aufs WC einfach die Spuren beseitigt werden, ohne dass gleich die Kleider gewechselt werden müssen. Das Angebot an Inkontinenzprodukten – auch für den Mann, ist gross. Im Internet können Sie diverse Produkte diskret bestellen. Gut geschützt können Sie gelassener das Haus verlassen.
  4. Beckenbodentraining – auch mit der Magnetfeldtherapie (www.PelviPower.com) und Elektrostimulation. Stärken Sie die Muskulatur, welche für die Kontinenz verantwortlich ist. Gute Anleitung durch eine erfahrene Fachperson ist dabei sehr wichtig.
  5. Korrektes WC-Verhalten: Auf dem WC nicht pressen und die Füsse auf einen Schemel stellen (siehe www.squattypotty.com), so dass die Knie höher sind als das Hüftgelenk. Dadurch befindet sich der Enddarm in einer gestreckten Position und die Ausscheidung geschieht physiologisch und einfach.
  6. Vermeiden von Lebensmittel, welche den Darm zu sehr anregen können und dadurch eher eine Stuhlinkontinenz begünstigen
    • Alkohol 
    • Koffein (Kaffee, Tee, Schokolade, Energydrinks)
    • Milchprodukte (Milch, Käse, Eiscreme)
    • Fruktose (Fruchtsäfte, Honig, Maissirup mit hohem Fruktosegehalt, Haushaltszucker).
    • Scharfes Essen 
    • Früchte mit Wasser- und Fructosegehalt (Äpfel, Birnen, Pfirsiche)
    • Einige künstliche Süßstoffe oder Zuckeralkohole (Sorbit, Mannit, Xylit, Maltit – häufig in Kaugummi, aromatisierten Sirups, Süßigkeiten und „zuckerfreien“ Produkten)
    • Fettige, fettreiche Lebensmittel (Wurst, Butter oder frittierte Lebensmittel wie Pommes oder Hühnchen)

Führen Sie ein Ernährungs-Tagebuch, um herauszufinden, nach welchen Lebensmittel sich die Stuhlinkontinenz zeigt.

7. Abklärung: Wenn Sie mehr als nur eine seltene braune Spur in der Unterwäsche finden, sollten Sie bei Ihrem Hausarzt oder einem Proktologen (Spezialarzt für den letzten Darmabschnitt) Rat holen und Ihr Problem abklären lassen. Wenn die Punkte 1- 6 keinen genügenden Erfolg bringen, zeigt der Proktologe weitere alternative oder operative Möglichkeiten auf.

Wichtig ist zu wissen, dass viel mehr Menschen von der Stuhlinkontinenz betroffen sind, als Sie denken. Doch da meist nicht darüber gesprochen wird, fühlen sich die Betroffenen mit diesem Problem alleine.

Lassen Sie sich nicht die Lebensfreude nehmen.

Werden Sie aktiv. Die Stuhlinkontinenz ist behandelbar.

Yvonne Keller, Beckenboden Recovery, 2024

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